Ohne Dich: Wie Trauernde die Feiertage alleine meistern
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Weihnachten ohne dich
Wenn wir trauern, sind Feiertage wie Weihnachten eine große und angsteinflößende Belastung. Der Gedanke, zum ersten Mal oder schon wieder Weihnachten ohne einen geliebten Menschen feiern zu müssen, legt sich wie ein schweres Gewicht auf unsere Brust. Am liebsten würden wir durchschlafen bis Neujahr - bis der ganze Trubel vorbei ist.
Anregungen und Ideen, wie die Adventszeit und Weihnachtsfeiertage trotz der Trauer erträglicher werden, haben wir hier zusammengestellt. Vielleicht ist ein neues Ritual oder eine passende Hilfestellung für Sie dabei.
Anregungen und Ideen, wie die Adventszeit und Weihnachtsfeiertage trotz der Trauer erträglicher werden, haben wir hier zusammengestellt. Vielleicht ist ein neues Ritual oder eine passende Hilfestellung für Sie dabei.
Mit passender Dekoration Erinnerungen schaffen
Für jetzt und alle kommenden Jahre kann es tröstend sein, einen individuellen Weihnachtsschmuck auszuwählen und diesen im Gedenken zur traditionellen Weihnachtsdeko aufzunehmen. So entstehen neue Traditionen, die Jahr für Jahr die Erinnerung am Leben erhalten. Beispielsweise das kleine Modell-Motorrad von Opa, das immer am Weihnachtsbaum hängt, oder die winterliche Schneekugel für Mama, die jedes Jahr auf der Fensterbank steht.
Ein genauer Plan kann Übersicht verschaffen
To-Do-Listen und Zeitpläne können in der turbulenten Weihnachtszeit eine große Erleichterung sein. Trauer wirft uns aus der Bahn und die Feiertage sind - auch unter „Normalbedingungen“ - unübersichtlich genug. Geschenke, Termine, Erledigungen, das alles kann uns schnell über den Kopf wachsen. Eine gute Struktur der Tagesabläufe kann uns ebenfalls eine hilfreiche Stütze für die Weihnachtstage sein. An dieser können wir uns festhalten, wenn wir uns überfordert fühlen.
Einen Friedhofsbesuch einplanen
Ein Besuch auf dem Friedhof hilft häufig, sich der geliebten Person etwas näher zu fühlen. Wenn die Feiertage vollgepackt sind mit Terminen, dann planen Sie sich dafür einen ausreichend großen Zeitslot ein. Wann? Allein? Was nehme ich mit?
Einen Brief an den Verstorbenen schreiben
Klingt komisch, hilft aber. In einem Brief an einen geliebten Menschen können Sie alles loswerden, was Sie ihm gerade im Moment oder schon immer sagen wollten. Allein die Worte vom Kopf auf das Papier zu bringen ist eine Erleichterung. Am besten probieren Sie einfach unvoreingenommen aus, ob Ihnen das Brief-Schreiben liegt oder es sich fremd anfühlt.
Wenn Ihnen der Anfang schwerfällt oder Sie nicht wissen, mit was Sie starten sollen: Setzten Sie sich mit einem leeren Blatt an einen Tisch, schreiben die Anrede und lassen das auf sich wirken.
Schreiben Sie ungefiltert alle Gedanken und Gefühle auf, die Ihnen in den Sinn kommen. Das Papier ist ihr emotionaler und ganz persönlicher Platz, auf dem Sie noch einmal alles ausdrücken können, was nicht mehr gesagt werden konnte oder was Ihnen im Moment zu schaffen macht. Schreiben Sie frei heraus an einen geliebten und vertrauten Menschen, so wie damals, als Sie sich noch WhatsApp-Nachrichten, Briefe oder Emails geschrieben haben.
Auf die innere Stimme hören
Kann ich Gemeinschaft mit anderen ertragen oder möchte ich über die Feiertage lieber allein sein?
Wenn Sie sich für Gemeinschaft entscheiden, stellen Sie sich folgende Fragen: Mit wem treffe ich mich? Und auf welche Kontakte verzichte ich lieber? Wer kann mir zur Seite stehen und wer strapaziert mit (gut gemeinten) Ratschlägen eher meine Gefühle? Umgeben Sie sich mit den Menschen, die Ihnen gut tun.
Auch wenn Weihnachten ist: nicht alle Familien-Tradtionen, die es einmal gab, müssen eingehalten werden. Sie müssen kein Weihnachtsmenü für die ganze Familie zaubern oder bei allen Verwandten und Bekannten vorbei schauen. Es ist okay, dafür keine Kraft zu haben. Aber es ist genauso okay, ein schönes Fest mit seinen Liebsten zu verbringen. In der Trauer ist alles erlaubt, alles was uns gut gut.
Hilfe annehmen
Jeder Mensch trauert individuell. Auch wenn wir gut Tipps zusammentragen - Es gibt leider keine allgemein gültige Lösung, wie Trauernde ihre Situation am besten verarbeiten.
Der Trauerprozess hängt von uns selbst ab. Beispielsweise wie in der Familie mit dem Thema Tod und Trauer umgegangen wurde, oder welche Erfahrungen Sie bereits in der Vergangenheit Verlusten gemacht haben.
Eines ist an dieser Stelle am Wichtigsten: Ehrlichkeit. Wenn Sie das Gefühl haben, nicht mit der Verzweiflung und den Gefühlen nach dem Tod eines geliebten Menschen zurechtzukommen, zögern Sie nicht, Hilfsangebote zu nutzen.
Anonyme und kostenfreie Hilfe bietet unser Trauer-Chat. Unsere Trauerchats montags, dienstags und donnerstags sind ein Angebot für Trauernde. Sie ermöglichen den Austausch mit anderen Hinterbliebenen und den Chatmoderatoren. Unsere Chat-Moderatoren sind fachlich ausgebildete Trauerbegleiter und haben langjährige Erfahrung mit dem Thema Trauer und Verlust. Der Chat ist als eine Art Trauergruppe oder digitale Selbsthilfegruppe für Trauernde zu verstehen. Hier treffen sich Menschen in Trauer, die dort nicht erst erklären müssen, was sie empfinden.
Zeiten für den Trauerchat:
Montag 10.00 bis 11.00 Uhr
Dienstag 20.00 bis 22.00 Uhr
Donnerstag 16.00 bis 17.30 Uhr
Uns ist wichtig, dass Sie sich Zeit für sich und Ihre Trauer nehmen. Seien Sie sich sicher, dass Sie, so wie Sie sind, in Ordnung sind. Der Verlust eines geliebten Menschen ist sehr schmerzhaft und versetzt uns in eine absolute Ausnahmesituation.
Dieser Artikel entstand durch Fachwissen unseres Trauer-Experten Kai Sender sowie durch Inspiration von Luna Schön von Emmora.